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100 Jahre Tiroler Genbank

1000 verschiedene Landsorten, 35 verschiedene Arten
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100 Jahre Tiroler Genbank
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WAS IST DIE TIROLER GENBANK?

Gen kennen wir, Bank auch – eine Genbank dagegen ist für die meisten von uns etwas Neues. Dabei ist es gar nichts Neues! Denn die Tiroler Genbank feiert 2022 ihr hundertjähriges Bestehen! Wenn etwas 100 Jahre Bestand hat, macht es neugierig, vor allem, wenn es aktiv und lebendig ist.

 

Sie ist die Sammlung alter landwirtschaftlicher Nutzpflanzen aus Tirol und dem Umland. Mit aktuell über 1.000 verschiedenen Landsorten und etwa 35 verschiedenen Arten zeugt sie von einer enormen Vielfalt. Die Aufgaben der Genbank bestehen in der Sicherung und Erhaltung dieser regionalen alten Landsorten und damit der Erhaltung der Agro-Biodiversität im Land. Dafür braucht es die Beschreibung der Landsorten samt Informationen. Letztere werden im sogenannten „Memory banking“ erhoben und gespeichert. Hierbei spielen Geschichte und Geschichten eine wichtige Rolle. Auch die Vermehrung und die Materialabgabe gehören zu den Aufgaben. Es gilt die Devise: Raus in die Praxis! So wurden Landsorten wiedereingeführt wie beispielsweise der Tiroler Sommerroggen, Steiners Roter Tiroler Dinkel und auch die Fisser Imperialgerste für die Bier- und Whiskyproduktion.

Im Rahmen des „Gene-Save“-Projekts wurden im Bundesland Tirol 400 verschiedene Apfelsorten erhoben. Seltene Sorten werden veredelt und sind in Sortengärten an den Landwirtschaftlichen Landeslehranstalten Imst und Rotholz erhalten. Auch regionale Initiativen nutzen Saatgut aus der Genbank zur Sicherung und Erhaltung der Landsorten. So wie das bei zahlreichen Projekten geschieht, etwa in der Wirtschaft durch das Agrar-Umweltprogramm, in der Forschung mit der Universität Innsbruck, der Universität Bodenkultur Wien und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft Freising und in der Praxis mit der Landesumweltanwaltschaft, den Bauern und Bäuerinnen.

Die Motivation, die Sorten zu sammeln, zu bestimmen und wiedereinzuführen birgt eine bestimmte Nostalgie. Die eigentliche Motivation für das Jetzt und die Zukunft liegt darin, Leben zu erhalten. Wirtschaftliche Aspekte treten neben gesundheitliche. Ernährung, Verträglichkeit, Anpassung an Umweltbedingungen und Klimawandel – durch den sich zum Beispiel Reifezeiten ändern – rücken in den Vordergrund. Die Tiroler Genbank steht für Landsorten für den modernen Pflanzenbau. Sie trägt zur Erweiterung der Nahrungspalette und zur Ernährungssicherheit bei und gelangt so ganz schnell, ganz konkret und nachvollziehbar in unseren Alltag.

Drei Fragen an DI Dr. Christian Partl, begeisterter Leiter der Tiroler Genbank

Haben Sie ein Paradebeispiel für den Wert von Genbanken in Ihrem Repertoire?

„Steiners Roter Tiroler Dinkel“: Eine alte Landsorte, die schon 1909 an der Wiener Getreidebörse gehandelt wurde, ist seit 2016 als „Hochzuchtsorte“ in der österreichischen Sortenliste eingetragen und damit gleichwertig mit den modernen Sorten. Der Rote Tiroler ist besonders gesund, was gerade für die biologische Landwirtschaft von großer Bedeutung ist.

Nimmt das Land Tirol in Sachen Genbank eine Vorreiterrolle ein?

Prof. Dr. Erwin Mayr leistete als Urheber der ersten alpinen Getreidesammlungen ab 1922 fundamentale Arbeit und war weltweit einer der ersten, der in diesem Bereich tätig wurde. Mayr beschrieb die gesammelten Herkünfte systematisch und erhielt sie in der ursprünglichen Form.

Wie können wir uns heute dieses Nachforschen vorstellen?

Die Arbeiten erfolgen im Büro, im Kontakt mit den Menschen, von denen wir Material erhalten und Informationen sammeln, draußen auf unseren Versuchsflächen und im Labor. Wir versuchen – gemeinsam mit unseren Partnern – möglichst viele Informationen zu den Landsorten zu erhalten. Es gibt gerade bei den Beschreibungen Lücken, die wir im Rahmen verschiedener Projekte schließen wollen. Dabei geht es darum, was die Landsorten am Acker können, also um agronomische Eigenschaften. Auch Inhaltsstoffe, Qualitätsmerkmale, Geschmack, Backeigenschaften, Schwermetallgehalte und andere Parameter werden untersucht.

Land-Sorten-VIELFALT! 100 Jahre Tiroler Genbank

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